Meike Schmelzer könnte gegen Frankreich wieder eine Option werden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marco Wolf/dpa)

Bei einem Essen mit DHB-Boss Andreas Michelmann und dem gesamten Staff gönnte sich Markus Gaugisch eine kurze EM-Auszeit – danach schmiedete der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen einen Matchplan für den Kracher gegen Frankreich.

Im Duell mit dem bei der Endrunde noch ungeschlagenen Olympiasieger an diesem Dienstag (20.30 Uhr/Sportdeutschland.tv) in Skopje ist die DHB-Auswahl zwar klarer Außenseiter, doch kampflos will man die Punkte gegen einen der EM-Topfavoriten nicht hergeben. «Wir werden alles in dieses Spiel hineinlegen», verkündete Gaugisch. «Ich hoffe, dass wir an unsere Leistungsgrenze kommen.»

«Absolute Topmannschaft»

Das wird nötig sein, will das deutsche Team den ersten Pflichtspielsieg seit 17 Jahren gegen die «Equipe tricoloré» einfahren. Frankreich gilt gemeinsam mit Titelverteidiger Norwegen derzeit als das Non-Plus-Ultra im Frauen-Handball und führt die Hauptrundengruppe II mit 6:0 Punkten vor Montenegro (4:2) an. «Das ist eine absolute Topmannschaft mit vielen Weltklassespielerinnen. Sie können jede Position doppelt besetzen mit viel Erfahrung und individueller Qualität», sagte Gaugisch über den Rivalen, der mit einem Sieg vorzeitig das Ticket für das Halbfinale buchen kann.

Die DHB-Auswahl ist mit 2:4 Punkten derzeit Tabellenfünfter, hat aber ein Spiel weniger ausgetragen als die direkt davor platzierten Teams aus den Niederlanden und Spanien (beide 3:3). Vor den abschließenden Partien gegen Frankreich und am Mittwoch gegen Rumänien ist noch alles möglich: Heimflug nach der Hauptrunde, Platzierungsspiel oder sogar das Halbfinale. Gaugisch blendete die möglichen Konstellationen im Turnier jedoch aus. «Wir schauen nur auf uns und nicht auf die anderen. Die Tabelle ist so verstrickt, dass ohnehin noch keine Prognose möglich ist», sagte der 48-Jährige.

Hoffen auf Schmelzer

Vielmehr sollen wie beim überzeugenden 36:28-Sieg gegen die Niederlande zum Hauptrundenauftakt am vergangenen Freitag die eigenen Stärken ausgespielt werden. «Wir haben uns schon etwas überlegt, wie wir ihre Offensivpower stoppen können. Wichtig wird sein, im Angriff möglichst viele Abschlüsse zu haben und ihnen wenig Bälle zu geben, um in einen organisierten Rückzug zu kommen», formulierte Gaugisch die Marschroute für das Frankreich-Spiel.

Im Angriff setzt der Bundestrainer wieder auf die Durchschlagskraft von Co-Kapitänin Alina Grijseels, die in vier EM-Spielen bisher 29 Tore erzielte. «Sie hat sich in den vergangenen zwei Jahren super entwickelt und spielt eine sehr wichtige Rolle für uns, auch außerhalb des Parketts. Sie agiert mit viel Routine und Coolness und übernimmt in engen Phasen die Verantwortung», lobte Gaugisch die Rückraumspielerin vom Bundesligisten Borussia Dortmund.

Weiterhin hofft die Mannschaft auf den Einsatz der angeschlagenen Kreisläuferin Meike Schmelzer. Beim vergangenen Spiel am Freitag war sie schon nach wenigen Minuten mit Knieproblemen ausgeschieden. «Sie ist positiv gestimmt, die medizinische Abteilung auch. Ich hoffe, dass wir sie bis morgen auf 100 Prozent bekommen», berichtet der Bundestrainer. «Wir haben sie am Sonntag aus dem Training herausgenommen und behandelt. Das Knie hat danach gute Signale gesendet.»

Gegen Frankreich «der Außenseiter»

Mut machen die beiden Test-Länderspiele vor gut sechs Wochen, die mit 31:34 und 29:30 nur knapp verloren gingen. «Da haben wir zweimal sehr gut gespielt», sagte Rückraumspielerin Xenia Smits. «Wir werden gut vorbereitet sein und hoffen, dass wir die Lücken wieder finden.»

Axel Kromer nannte einen weiteren Grund zur Zuversicht. «Die Damen haben gegen die Niederlande gezeigt, was möglich ist, wenn sie ohne Druck ins Spiel gehen. Diese Rolle hat uns gutgetan», sagte der Sportvorstand des Deutschen Handballbundes und fügte vielsagend hinzu: «Gegen Frankreich sind wir erst recht der Außenseiter.»

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