Joel Birlehm, Mikael Appelgren und David Späth von den Rhein-Neckar Löwen feiern mit dem Pokal. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Die vom Pokal-Triumph euphorisierten Rhein-Neckar Löwen haben sich im Rennen um die deutsche Meisterschaft selbst schon abgeschrieben. Der Titelverteidiger aus Magdeburg steht nach der dramatischen Final-Niederlage unter Schock und die SG Flensburg-Handewitt knabbert noch am Halbfinal-Aus.

Nach der spektakulären Final4-Premiere in Köln könnten ausgerechnet der THW Kiel und die Füchse Berlin zu den großen Profiteuren im spannenden Titelkampf der Handball-Bundesliga werden. «Das erzeugt eine große Leere in der gesamten Mannschaft. Wir werden dieses Gefühl über Wochen und Monate mittragen und viele schlaflose Nächte haben. Es wird verdammt schwer, alle Ziele am Laufen zu halten», räumte Magdeburgs Trainer Bennet Wiegert mit feuchten Augen nach dem im Siebenmeterwerfen verlorenen Pokalfinale ein.

Abschreiben sollte die Konkurrenz den Meister allerdings nicht. «Es braucht eine Zeit, das zu verarbeiten. Das wird mental anspruchsvoll. Aber es gehört zum Sport dazu, zurückzukommen. Was uns als SC Magdeburg stets auszeichnet ist, dass wir Antworten auf dem Parkett geben», betonte der vom sportlichen und emotionalen Tiefschlag schwer getroffene Wiegert und fügte kämpferisch hinzu: «Vielleicht ist es auch das Öl, das ich für mein Feuer brauche.»

Löwen noch mit Top-Spielen

Zum Zünglein an der Waage im Titelkampf könnten ausgerechnet die stolzen Pokalsieger werden. Die Mannheimer, die nach zuletzt vier Liga-Niederlagen in Serie mit 37:15 Punkten nur noch den fünften Platz belegen, gastieren am kommenden Sonntag beim Tabellenzweiten Füchse Berlin (41:9). Drei Tage später kommt Spitzenreiter THW Kiel (41:9) zu den Löwen, die Mitte Mai auch noch Magdeburg (41:11) empfangen und am letzten Spieltag beim Tabellenvierten in Flensburg (39:11) antreten müssen.

Chancen auf den dritten Meistertitel nach 2016 und 2017 rechnet sich Löwen-Trainer Sebastian Hinze nicht mehr aus. «Natürlich geben uns die beiden Auftritte beim Final4 Auftrieb. Aber im Titelrennen jetzt noch einmal richtig anzugreifen, ist bei sechs Punkten Rückstand auf die Spitze absolut unrealistisch», sagte er. «Wir haben es in den vergangenen Wochen nicht geschafft, in einer Position zu bleiben, um am Ende dabei zu sein. Was soll da passieren, bei dem Programm, was wir bis zum Saisonende noch haben.»

«Nur Grütze gespielt»

Nationalspieler Juri Knorr, der sowohl beim Halbfinalsieg gegen Flensburg als auch im Finale gegen Magdeburg eine überragende Vorstellung bot, trauerte im Moment des Erfolges ebenfalls ein wenig der verschenkten Titelchance hinterher. «Wir haben die letzten drei, vier Wochen leider nur Grütze gespielt», sagte der 22-Jährige.

Während die Löwen dank des Pokal-Coups locker an die nächsten Aufgaben herangehen können, steht das Spitzenquartett unter Druck. Schon am Sonntag kommt es beim 108. Nordderby zwischen Kiel und Flensburg zum nächsten Showdown zweier Titelanwärter. «Das ist das absolute Highlight», sagte SG-Trainer Maik Machulla und betonte mit Blick auf den heißen Saison-Endspurt: «Der Titelkampf ist dieses Jahr komplett anders und so besonders, weil mehr als nur zwei Mannschaften dabei sind. Alle haben aufgerüstet und die Qualität, Meister zu werden.»

Von Eric Dobias, dpa

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