Nicht zufrieden: DHB-Coach Alfred Gislason. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/AP/dpa)

Alfred Gislason bemühte sich erst gar nicht, seine Enttäuschung über den desolaten Auftritt der deutschen Handballer gegen Weltmeister Dänemark zu verbergen.

«Das war weit weg von dem, was wir uns erhofft haben. Wir haben vieles nicht gut gemacht und sind ernüchtert, was wir erlebt haben», kritisierte der Bundestrainer am Freitag mit mürrischer Miene die schwache Leistung der DHB-Auswahl beim 23:30 (11:16) am Vortag.

Auch Kapitän Johannes Golla redete nach dem sportlichen Tiefschlag Klartext. «Wir wollen uns bei solchen Maßnahmen weiterentwickeln. Wenn wir uns aber so präsentieren, dann gibt uns das eher ein schlechtes Gefühl für die Zukunft, als dass es uns sportlich etwas bringt», schimpfte der Kreisläufer über den missglückten Start in die Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaft 2024. 

Vor dem zweiten Duell mit dem dreimaligen Weltmeister an diesem Sonntag (14.15 Uhr/ZDF) in Hamburg hatte Gislason daher viel aufzuarbeiten. Auch mit dem zeitlichen Abstand von 15 Stunden sei bei ihm «der Eindruck geblieben, dass wir weit weg waren von dem, was wir machen wollten», berichtete der 63 Jahre alte Isländer. 

Gislason bedient

Nicht einmal sechs Wochen nach dem fünften Platz bei der Weltmeisterschaft wirkte das DHB-Team phasenweise völlig überfordert und wurde von den nicht einmal in Bestbesetzung spielenden Dänen teilweise vorgeführt. «Wir wollten mehr Nähe zum Weltmeister zeigen. Das ist uns nicht gelungen», stellte DHB-Sportvorstand Axel Kromer fest. 

Die Möglichkeit zur schnellen Wiedergutmachung vor ausverkauftem Haus in Hamburg kommt der DHB-Auswahl daher sehr gelegen. «Die Mannschaft wird sich zerreißen und will zeigen, dass die bei der WM geweckte Begeisterung zu Recht herrscht», sagte Kromer. Auch Gislason hofft nach der kostenlosen Handball-Lehrstunde auf einen schnellen Lerneffekt bei seinen Schützlingen. «Unser Ziel ist erst einmal, es im zweiten Spiel besser zu machen», sagte der Bundestrainer. 

Die Vorstellung in Aalborg war für ihn nur schwer zu verdauen. «Im Angriff waren wir drucklos und unbeweglich. 25 Fehlwürfe sind so gut wie gegen jede Mannschaft tödlich», konstatierte Gislason. Es habe sich gerächt, dass man sich im Training ausschließlich auf die Defensivarbeit konzentriert habe. «Wir haben uns darauf verlassen, dass im Angriff der WM-Flow anhalten würde. Da wurden wir enttäuscht», räumte Gislason ein. 

«Krasse Fehler» in der Abwehr

Doch auch die Abwehrarbeit ließ viele Wünsche offen. «Da haben wir ganz krasse Fehler gemacht», monierte der Bundestrainer. Der erkrankte Julian Köster, dessen Mitwirken am Sonntag weiter fraglich ist, wurde im Innenblock an der Seite von Golla schmerzlich vermisst. Die zuvor im Training einstudierten Dinge konnten nicht umgesetzt werden. «Es wäre schöner, wenn wir etwas besser sehen könnten, dass es etwas gebracht hat», haderte Gislason. 

Im zweiten Duell mit dem Champion, bei dem Torwart-Oldie Johannes Bitter offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet wird, muss eine deutliche Steigerung her. «Es ist schwierig, wenn man nicht mit unbedingter Galligkeit zu Werke geht. Wir akzeptieren, dass wir das erleben mussten», sagte Kromer über die herbe Pleite und kündigte eine Reaktion der Mannschaft an: «Jetzt möchten wir zeigen, dass wir besser Handball spielen können.»

Von Eric Dobias, dpa

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