Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist wieder zurück in der Heimat. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sascha Klahn/dpa)

Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann atmete in der Kölner HBL-Zentrale erst einmal tief durch – und auch bei den Vereinen war die Erleichterung nach der Rückkehr der deutschen Handballer von der Corona-WM in Ägypten groß.

«Das erste Ziel war es, dass alle Spieler gesund nach Hause kommen. Das stand zwischendurch mal ein bisschen infrage, als Kap Verde seine Mannschaft zurückziehen musste», sagte Bohmann der Deutschen Presse-Agentur. «Da hatte ich ernsthafte Bedenken, ob das Turnier zu Ende gespielt werden kann. Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.»

Nachdem sich im November vier deutsche Nationalspieler in der EM-Qualifikation mit dem Coronavirus infiziert hatten, war die Sorge in der gesamten Branche vor der Endrunde in Ägypten mit erstmals 32 Teams groß. Erlangens Aufsichtsratschef Carsten Bissel hatte von «Wahnsinn» gesprochen, die WM-Blase sogar als «Witz» bezeichnet und eine Katastrophe befürchtet.

Die blieb bisher aus – und wird es nach Ansicht von Bohmann auch nicht mehr geben. «Man ist zwar nicht gefeit gegen weitere Infektionen, aber die viel größere Gefahr bestand ja, als alle Mannschaften dorthin angereist sind. Das Risiko, dass jetzt noch etwas passiert, ist deutlich geringer als zu WM-Beginn», sagte er vor dem Viertelfinale.

Dort war die Liga am Mittwochabend trotz des frühen Scheiterns der DHB-Auswahl noch mit etlichen Profis – vor allem aus Skandinavien – vertreten. «Das eine oder andere Corona-Problem nach der Rückkehr mag ich nicht ausschließen», sagte Bohmann. «Aber es hat sich gezeigt, dass das System bei der WM in Ägypten bislang funktioniert.»

Ähnlich sehen es die Verantwortlichen in den Vereinen. «Eine Blase ist ein theoretisches Konstrukt, von daher ist ein Risiko immer da. Aber wir sind zuversichtlich, dass alles gut ausgeht und wir mit der Bundesliga wie geplant fortfahren können», sagte Magdeburgs Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt in einer dpa-Umfrage. «Die Testintervalle vor Ort sind ja sehr eng.»

Auch sein Flensburger Kollege Dierk Schmäschke äußerte sich zuversichtlich. «Wir sind bislang mit einem blauen Auge davongekommen», sagte der Geschäftsführer des deutschen Vizemeisters. «Ich bin ziemlich optimistisch, dass es so bleibt. Das muss ich auch sein, denn weitere Corona-Fälle würden zu weiteren Spielverlegungen führen und die Terminlage erheblich verschärfen.»

Ein Saison-Abbruch wie im Vorjahr hätte gravierende wirtschaftliche Auswirkungen auf die Vereine, deren Verantwortliche angesichts der weiter angespannten Pandemie-Lage in steter Unruhe leben. «Man muss ganz klar sagen: Wenn weiterhin mehrere Spiele verschoben werden müssten, kämen wir sehr bald in den Bereich des nicht mehr Machbaren», sagte Viktor Szilagyi, Geschäftsführer des deutschen Rekordmeisters THW Kiel.

Das weiß auch Bohmann. «In allererster Linie geht es um die Gesundheit der Spieler. Denn das Virus ist auch für junge Leistungssportler nicht zu unterschätzen», sagte der 56-Jährige. «Aber natürlich haben wir uns auch Sorgen um mögliche Auswirkungen auf die Bundesliga gemacht. Der Terminkalender wird in den kommenden Monaten extrem angespannt bleiben.»

Nur wenige Tage nach dem WM-Finale müssen die Rhein-Neckar Löwen und die Füchse Berlin schon wieder in der European League ran. 48 Stunden danach geht für Kiel und Flensburg in der Champions League die Terminhatz weiter, ehe ein kompletter Liga-Spieltag ansteht. «Das bleibt ein schwieriges Unterfangen, nicht nur in Deutschland», sagte Bohmann über den vollen Kalender. «Ob das alles so läuft, wissen wir heute nicht.»

Von Eric Dobias, dpa

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