Das Final Four der European League der Frauen wird am Wochenende in Graz ausgespielt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa)

Ein Jahr nach dem Triumph der SG BBM Bietigheim greifen in Borussia Dortmund und dem Thüringer HC gleich zwei deutsche Clubs nach dem Titel in der European League der Handball-Frauen – sehr zur Freude von Bundestrainer Markus Gaugisch und DHB-Boss Andreas Michelmann.

«Das ist ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass die Bundesliga vielleicht doch stärker ist als ihr Ruf. Die European League ist dafür fast mehr ein Indikator als die Champions League, weil sie die Breite der Liga abbildet. Nämlich die Vereine hinter dem Meister. Insofern ist das natürlich gut», sagte Michelmann der Deutschen Presse-Agentur vor dem Final Four an diesem Wochenende in Graz.

Deutsch-dänische Duelle

Dort trifft der THC am Samstag (15.30 Uhr) auf den Titelfavoriten Herning Ikast HB aus Dänemark. «Es ist leider alles andere als ein Wunschlos. Wenn es bisher große Hürden waren, so ist es jetzt fast der Mount Everest. Aber auch den kann man besteigen», sagte THC-Trainer Herbert Müller über den Gegner.

Im Anschluss (18.00 Uhr) kommt es ebenfalls zu einem deutsch-dänischen Duell zwischen dem BVB und Nykøbing Falster. «Wir freuen uns alle, dass der THC und wir den Schritt geschafft haben. Das ist für die Liga sehr wichtig», sagte Dortmunds Nationalspielerin Alina Grijseels. «Das sind Erfahrungen, die jeder mitnimmt und woran jeder wächst.»

Der Bundestrainer hofft, dass der Vorstoß von gleich zwei Teams ins Halbfinale «ein Vorbote für internationale Erfolge» auch mit der Nationalmannschaft ist. «Wir können als deutscher Frauen-Handball Selbstvertrauen daraus ziehen», bekräftigte Gaugisch und ergänzte: «Für die Spielerinnen ist das ein brutaler Erfahrungsschatz, sich innerhalb von zwei Tagen zweimal auf 60 Minuten zu fokussieren, in denen es um etwas geht. Diese Gier auf die Platte zu bringen, ist eine Erfahrung, die uns ungemein helfen kann.»  

Handballbund setzt auf Reformen

Der 49-Jährige, der im Vorjahr mit Bietigheim nach einer zwölfjährigen Durststrecke erstmals wieder eine internationale Trophäe nach Deutschland holte, sieht dies als Bestätigung für die Arbeit. «Die Liga und die Nationalmannschaft befinden sich auf einem aufsteigenden Weg», befand Gaugisch. 

Enden soll dieser in der Weltspitze. Um dort anzukommen, hat der Deutsche Handballbund umfassende Reformen beschlossen. «Wir müssen andere Wege bei der Entwicklung der Talente gehen, die Ausbildung stärker zentralisieren», nannte DHB-Präsident Michelmann nur einen Punkt, der am Wochenende parallel zum Final Four auf einer Klausurtagung des Verbandes diskutiert werden soll.

Ein erfolgreiches Abschneiden des deutschen Duos in Graz wäre ein weiterer Meilenstein bei den Bemühungen, den deutschen Frauen-Handball wieder so salonfähig zu machen wie einst in den 1990er-Jahren. Damals gab es gleich sieben Europacup-Triumphe für deutsche Clubs und als Krönung den WM-Titel 1993 durch die DHB-Auswahl. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. BVB-Linksaußen Lena Hausherr hat für den Anfang erst einmal nur einen kleinen Wunsch: «Ein Finale zwischen zwei deutschen Teams wäre schon cool.»

Eric Dobias, dpa

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