Islands Handballer müssen sich beim Match gegen Deutschland steigern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Der frühere Bundesligaprofi Aron Palmarsson musste über die Frage nach dem vielleicht gefährlichsten deutschen Handballer nicht lange nachdenken. «Wolff», sagte der zweimalige Champions-League-Sieger mit dem THW Kiel vor dem Auftakt in der EM-Hauptrunde gegen Deutschland am Donnerstag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) in Köln, «er ist einer der Besten in der Welt.» Wolff, Andreas. Torwart und je nach Tagesform Held oder Hexer.

Palmarsson, Titelsammler und mittlerweile wieder bei FH Hafnarfjördur in seiner Heimat angestellt, war nach dem Gruppenfinale der Isländer in München am Dienstagabend so richtig sauer. Die 25:33-Abreibung gegen Ungarn passte dem Rückraumspieler gar nicht, denn seine Mannschaft leistete sich Patzer am Fließband.

«Diese scheiß technischen Fehler»

«Ich habe keine Antwort, ganz ehrlich. Wir machen so viele kindische, technische Fehler – das kann einfach nicht wahr sein», empörte sich Palmarsson im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur und wiederholte: «Diese scheiß technischen Fehler.»

Island war als einer der Geheimfavoriten vor dem Turnierstart gehandelt worden. Doch der mit acht Bundesligalegionären gespickte Kader vertuscht dieses Etikett bislang so erfolgreich, als ob Palmarsson & Co. gerne quasi unbemerkt aus der Endrunde ausscheiden wollen würden.

«Vielleicht ist es gut für uns, dass wir nach so einem Spiel auf die Deutschen treffen. Wir müssen zu 120 Prozent da sein», sagte Palmarsson und ergänzte: «Ich hoffe, dass Köln zu unserer Halle wird.»

Islands Trainer stellt die «große Charakterfrage»

An mangelnder Unterstützung lagen die Stotterleistungen der isländischen Handballer, Gewinner von EM-Bronze 2010, nicht. In München wurden sie von einem lautstarken Chor aus der Heimat angetrieben – gegen Ungarn erfolglos.

«Wir hatten keine Chance, vor allem nicht in der zweiten Halbzeit», sagte der angefressene Trainer Snorri Steinn Gudjonsson. «Wir haben in jedem Aspekt des Spiels verloren.» Gudjonsson, einst Spielmacher beim TV Großwallstadt, GWD Minden und den Rhein-Neckar Löwen, titulierte nun das Duell gegen Deutschland mit Trainer Alfred Gislason als «große Charakterfrage».

Es werde «ein schweres Spiel», räumte er ein und wirkte bei der Pressekonferenz nach dem letzten Gruppenspiel teils auch ratlos. Seinen Spielern traut er aber ein Comeback zu. «Ich glaube an die Mannschaft und ihren Charakter, ich glaube, dass wir zurückschlagen können», versicherte Gudjonsson vor der Weiterreise nach Köln.

Ist Islands Spiel zu leicht durchschaubar?

Woran liegt es aber genau, dass diese talentierte Mannschaft nicht ihr Potenzial abruft? «Der Ball läuft nicht so gut bei uns momentan und es geht irgendwie alles über die Mitte», meinte Rückraumspieler Viggo Kristjansson vom SC DHfK Leipzig. «Vielleicht machen wir es dem Gegner zu leicht, sie lesen zu früh, was wir machen wollen.»

Waren die Isländer bislang für ihre Gegner leicht ausrechenbar, dürften sie es auch gegen die Deutschen sein. Man kennt sich schließlich. «Es ist für uns alle, die in der Bundesliga spielen, etwas Besonderes. Sie kennen uns gut, und wir kennen sie gut», sagte Kristjansson.

Eine Initialzündung seiner Isländer hält er ausgerechnet gegen den EM-Gastgeber für durchaus möglich. «Wenn wir zu unserem Spiel finden, können wir jeden schlagen», betonte er. «So einfach ist das.»

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