Die Kieler um Patrick Wiencek (M.) wollen den 22. Meistertitel der Vereinsgeschichte holen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Der Liga-Boss muss bei der Frage nach einem Meistertipp in der Handball-Bundesliga nicht lange überlegen.

«Es wird wieder auf einen Zweikampf zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt hinauslaufen», prophezeit Uwe Schwenker ein erneutes Titelduell der ewigen Nordrivalen in der am Mittwoch beginnenden Saison 2021/22.

Schwenkers Meinung wird in der gesamten Bundesliga geteilt. Hier und da fallen auch die Namen SC Magdeburg, Rhein-Neckar Löwen, Füchse Berlin und MT Melsungen – doch den ganz großen Coup traut diesem Quartett niemand zu. Zu stark besetzt sind die Kieler und Flensburger, die sich schon in der Vorsaison ein bis zur letzten Sekunde dramatisches Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatten.

Top-Duo noch stärker?

«Bereits in der vergangenen Saison hat sich zwischen diesen beiden Teams und dem Rest der Liga ein Leistungsunterschied abgezeichnet», sagt Roi Sánchez, Trainer des TVB Stuttgart. «Mit dem Comeback von Nikola Bylik bei den Kielern und den Verpflichtungen von Emil Jakobsen, Aaron Mensing, Anton Lindskog und Kevin Møller bei der SG sind diese Mannschaften meiner Meinung nach in dieser Spielzeit noch stärker einzuschätzen.»

Die Mehrheit der Vereinsverantwortlichen sieht den Titelverteidiger aus Kiel um eine knappe Nasenlänge vorn. Dazu gehört auch Flensburgs Trainer Maik Machulla. «Meister wird der THW Kiel, weil er noch immer den eingespieltesten und den besten Kader hat. Die sind von der Qualität, der Breite und der Erfahrung her am besten aufgestellt», sagt der 44-Jährige.

Sein Kieler Kollege Filip Jicha will sich nicht festlegen. An den Titelambitionen des THW gibt es aber keine Zweifel – die gehören zum Selbstverständnis des Rekordmeisters. «Wir wollen, dass in allen Wettbewerben der Titel über uns geht», verkündete Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Der Gewinn des Supercups am vergangenen Samstag soll nicht der letzte Triumph in dieser Saison bleiben. Jicha sagt zumindest, man «wolle natürlich um die Meisterschaft mitspielen».

Nebenrolle für den Rest der Liga

Das klingt für viele Kollegen aus der Bundesliga nach Understatement. Nicht nur Gudmundur Gudmundsson von der MT Melsungen glaubt an den 22. Meistertitel für den THW, «weil diese Mannschaft auf jeder Position eine sehr hohe Qualität besitzt und in der erfolgreichen Besetzung der vergangenen Saison zusammenbleibt, also sehr eingespielt ist.»

Klaus Gärtner, Coach der Rhein-Neckar Löwen, setzt dagegen auf die Flensburger, «wenn sie weniger Verletzungspech als in der vergangenen Saison haben». Die SG holte 2018 und 2019 zweimal nacheinander die Meisterschale und musste dem THW 2020 und 2021 jeweils nur knapp den Vortritt lassen.

Der Rest der Liga fügt sich in eine Nebenrolle und wird versuchen, die beiden Topteams hin und wieder in Verlegenheit zu bringen. Kampfansagen an das dominierende Nord-Duo gibt es keine vor dem Saisonstart. Sollte einer der Herausforderer endlich den nächsten Schritt machen, könnte am Ende Ex-Weltmeister Torsten Jansen Recht behalten. Der Trainer des Aufsteigers HSV Hamburg prophezeit «wie immer ein ganz enges Rennen zwischen den Top-Teams» aus Kiel und Flensburg. «Aber auch die Rhein-Neckar Löwen, Melsungen oder die Füchse Berlin könnten da ein Wörtchen mitreden.» Der Attraktivität der Liga würde das nicht schaden.

Von Eric Dobias, dpa

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