Handball-Bundestrainer Alfred Gislason will gegen Färöer auch überzeugende Leistungen der Spieler sehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa)

Bei seiner Rückkehr in sein altes Wohnzimmer wird Handball-Bundestrainer Alfred Gislason ganz genau hinschauen. Im ersten von zwei Playoff-Duellen mit den Färöer am 13. April (18.15/Sport1) will er nicht nur die Grundlage für das fest eingeplante WM-Ticket legen.

Gislason will in Kiel gegen den krassen Außenseiter auch überzeugende Leistungen von seinen Wackelkandidaten sehen. Und noch etwas: Bei der erstmaligen Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte setzt der langjährige Coach des THW Kiel auf die besondere Stimmung des erfolgsverwöhnten Publikums.

Ein Sieg gegen den Handball-Zwerg ist Pflicht

«Die Vorfreude ist sehr groß, endlich mal wieder in der Halle hier aufzulaufen», sagte er. «Natürlich hoffe ich, dass die Stimmung so gut wird, wie ich sie von hier kenne.» 4500 Tickets sind bis Dienstagnachmittag verkauft worden für die Partie, in der es für die DHB-Auswahl um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2023 in Polen und Schweden geht.

Vor dem Rückspiel am 16. April in Torshavn soll mit einem klaren Sieg ein großer Schritt dorthin gemacht werden. «Wir müssen aus meiner Sicht jetzt zuhause gut spielen und gewinnen», forderte Gislason. Linksaußen Lukas Mertens ist vom Erfolg der Mannschaft überzeugt: «Ich habe große Erwartungen an das Team», sagte der Profi des SC Magdeburg.

Ein Sieg gegen den Handball-Zwerg ist Pflicht. Trotz der nur zweitägigen Vorbereitung nach dem jüngsten Bundesliga-Wochenende fordert Gislason von seinen Spielern aber noch mehr. Die Mannschaft des 62-Jährigen befindet sich nach den zuletzt unbefriedigenden Turnier-Ergebnissen im Umbruch. Auf einigen Positionen sucht der Isländer noch immer nach der Idealbesetzung.

Ein Team im Umbruch

In Kiel stehen neben der Abwehr vor allem seine beiden Spielmacher im Fokus. Nachdem Gislason den bei der vergangenen EM noch gesetzten Philipp Weber überraschend nicht nominierte, sollen die Youngster Juri Knorr und Luca Witzke das Spiel der DHB-Auswahl dirigieren.

«Ich muss auch zugeben, dass ich nicht ganz zufrieden war mit seiner Leistung bei der EM, das ist so», sagte Gislason nun über Weber, der mit Spitzenreiter Magdeburg seit Monaten die Bundesliga dominiert. Im Nationalteam aber gilt das Vertrauen vorerst anderen: «Knorr hat die Qualitäten, uns zu helfen. Deshalb bildet er jetzt mit Luca Witzke das Paar auf der Mitte», erklärte der Bundestrainer.

Die Europameisterschaft im Januar hatte der Profi der Rhein-Neckar Löwen noch verpasst, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft war. Jetzt steht der 21-Jährige plötzlich im Fokus. Diese Personalie unterstreicht, wie sehr sich das Team gerade im Umbruch befindet.

Das wird auch abseits der Platte deutlich. Im Rahmen der Partie in Kiel wird der langjährige Abwehrspezialist Patrick Wiencek aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Der 33-Jährige ist einer von zahlreichen Routiniers, die aufgrund ihrer Dauerbelastung zuletzt aus dem DHB-Team zurückgetreten sind. «Das ist zwar traurig, aber das ist das Sportlerleben», sagte Gislason dazu.

Wie es so seine Art ist, will er nicht groß darüber klagen, auch wenn seinem Team ohne Spieler wie Wiencek oder Hendrik Pekeler vor allem defensiv Qualität fehlt. Aber genau das bietet anderen jetzt eine Chance. Und die sollten sie aus Sicht des Bundestrainers auch nutzen.

Von Nils Bastek, dpa

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