Handball-Nationalspieler Renars Uscins freut sich auf Olympia. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Renars Uscins konnte sich vor Fragen kaum retten. Als Publikumsliebling Juri Knorr und Kapitän Johannes Golla schon längst in der Kabine waren, erklärte der U21-Weltmeister an den Mikrofonen immer noch seine überragenden Auftritte mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Fast im Alleingang hatte das Rückraum-Talent die DHB-Auswahl zu den Olympischen Spielen geworfen. Hoffnungen auf eine Medaille – so gering sie auch sind – ruhen nun auch auf dem Jungstar.

Egal, ob beim Kantersieg gegen Algerien, bei der Niederlage gegen Kroatien oder dem alles entscheidenden Erfolg über Österreich: Uscins war in allen Partien erfolgreichster DHB-Schütze und erhielt dreimal die Auszeichnung «Mann des Spiels». «Ich war bisschen peinlich berührt, als ich dann zum dritten Mal gewählt wurde», berichtete der Preisträger. Feiern wollte er seinen rasanten Entwicklungsschub nicht. Lediglich «den Griechen» für ein Abendessen aufsuchen.

Das Prunkstück schwächelt

Der kometenhafte Aufstieg des gebürtigen Letten setzt sich ununterbrochen fort. Schon 2023 war für den Bundesligaprofi von der TSV Hannover-Burgdorf ein Jahr voller Höhepunkte. Im April gab er sein Länderspieldebüt in der A-Nationalmannschaft, im Sommer führte der Linkshänder das U21-Team als Kapitän aufs Feld und zum Weltmeister-Titel. Im Winter folgte die EM-Nominierung und jetzt scheint auch Olympia ohne den Jungstar unmöglich. «Ich bin noch nicht am Ende», schickte Uscins als Warnung an die Konkurrenz.

Der Linkshänder übernimmt Verantwortung. Er muss. Denn die eigentlichen Führungsspieler schwächeln. Regisseur Knorr steckt in einer Formkrise, seine schwache Bundesliga-Form spiegelt sich auch im Nationaltrikot wider. Ungewohnt passiv war auch Deutschlands eigentliches Prunkstück: die Abwehr um Kapitän Golla. Selbst Torhüter Andreas Wolff rutschten immer wieder Bälle durch. Dazu kommt die mangelnde Chancenverwertung, die eines der größten Probleme im deutschen Spiel bleibt.

DHB-Team kein Medaillenkandidat

Die Liste der Baustellen ist lang. Folglich befand Trainer Alfred Gislason mit Blick auf Olympia: «Wir sind nach wie vor kein großer Medaillenkandidat. Aber wir gehen dahin, um alles zu geben». Sein Team ist jung und brennt auf die Spiele. Uscins sprach von einem Kindheitstraum, der in Erfüllung gehe.

Nur fünf Akteure aus dem Hannover-Kader waren schon einmal bei Olympia dabei. «Ich bin sicher, dass sich diese Mannschaft von Jahr zu Jahr steigern wird. Wir haben sehr großes Potenzial», sagte Gislason. Auch der Isländer kann nach der Qualifikation wieder beruhigter schlafen, denn durch die Olympia-Teilnahme verlängerte sich sein Vertrag bis nach der Heim-WM 2027.

Gislason: Verhältnis zu Spielern ist gut

Entgegen den Gerüchten, die man aus dem Kreis der Nationalmannschaft zuletzt vernommen hatte, beschrieb Gislason sein Verhältnis zu allen Spielern als gut. «Ich arbeite sehr gerne mit dieser Mannschaft. Das Verhältnis ist gut. Wenn das nicht so wäre, wäre ich nicht geblieben», stellte der 64-Jährige klar.

Und auch die DHB-Profis sprachen von einem «wahnsinnigen» Teamgeist. «Stimmung gut, alles gut, Job erledigt», bilanzierte Uscins nach einer am Ende doch noch erfolgreichen Handball-Woche und befand: «Diese Woche hat uns noch mal weiter in unserer Entwicklung gebracht. Wie weit, das wird sich spätestens bei Olympia zeigen.

Von Jordan Raza, dpa

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