Schwedens Torhüter Andreas Palicka hält auf artistische Art einen Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marijan Murat/dpa)

Andreas Palicka war sichtlich aufgewühlt. Der Einzug ins EM-Finale mit Schwedens Handballern kam für den Weltklassetorwart einem kleinen sportlichen Wunder gleich, schien das Turnier für den 35-Jährigen nach einem positiven Corona-Test zu Wochenbeginn doch vorzeitig beendet.

«Das ist eigentlich ein unglaubliches Szenario. Die Woche war psychisch anstrengend – nicht zu wissen, was passiert», schilderte Palicka nach dem 34:33-Halbfinalsieg des Rekord-Europameisters gegen Olympiasieger Frankreich seine Gefühle. «Zum Glück wurde ich negativ getestet und konnte spielen.»

Schweden will gegen Spanien Revanche

2018 war das Drei-Kronen-Team schon einmal ganz nah dran am fünften EM-Triumph nach 1994, 1998, 2000 und 2002. Doch das Endspiel ging mit 23:29 deutlich verloren. Der Gegner damals wie heute: Spanien. «Wir wollen uns revanchieren. Ich hoffe, dass unsere Zeit kommen wird. Es wird ein gigantisches Spiel, und es fühlt sich großartig an, ein Teil davon zu sein», sagte Rückraumspieler Jonathan Caarlsbogard vom Bundesligisten TBV Lemgo vor dem Gold-Duell mit dem Titelverteidiger an diesem Sonntag (18.00 Uhr) in Budapest.

Dass Palicka dabei sein kann, stärkt das Selbstbewusstsein des WM-Zweiten. «Er hilft uns sehr viel. Nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch daneben. Er ist unser Kapitän, ein super Mensch und ein super Torwart», sagte Caarlsbogard.

Mit einer Monsterparade gegen Ludovic Fabregas wenige Sekunden vor Schluss bewahrte Palicka sein Team am Freitagabend im Halbfinalkrimi gegen Frankreich vor einer Verlängerung. «Da habe ich mich nur noch entgegengeworfen», schilderte er die entscheidende Szene.

Torwart Palicka glänzt im Halbfinale

Es war die Krönung einer Gala-Vorstellung, die er obendrein mit einem EM-Rekord garnierte. Gleich drei Tore erzielte der langjährige Bundesligaprofi, der von 2008 bis 2015 beim THW Kiel spielte und seinen 2016 geschlossenen Vertrag bei den Rhein-Neckar Löwen gerade erst vorzeitig aufgelöst hat. Ein solches Kunststück gelang vor ihm noch keinem Torwart. «Wenn man so aus der Isolation kommt, ist das natürlich super», lobte der ebenfalls überragende Regisseur Jim Gottfridsson den Schlussmann.

Palicka hatte sich am vergangenen Montag nach einem positiven Test in Quarantäne begeben müssen. Es folgte eine schwere Zeit der Ungewissheit und Machtlosigkeit, die ihn vor allem beim Hauptrundenfinale gegen Norwegen fast in den Wahnsinn trieb. «Dieses Spiel gegen Norwegen allein im Hotelzimmer im Fernsehen zu sehen – so schlecht ging es mir noch nie. Es sind Dinge geflogen, und ich bin wie ein Zehnjähriger auf dem Bett herumgesprungen», berichtete Palicka. Am Ende kam Schweden dank eines unglaublichen Comebacks in den Schlussminuten noch zum Sieg und ins Halbfinale.

Nun greifen die Skandinavier sogar nach dem ersten Titel seit 20 Jahren. Palicka ist zuversichtlich, dass die lange Durststrecke endlich endet. «Es gibt eine unglaubliche Moral in dieser Mannschaft. Wenn einer seine Leistung nicht abrufen kann, tut es ein anderer. Diese Mannschaft besteht nur aus Helden», sagte der Routinier. Die wollen nun endlich aus dem Schatten der goldenen Generation um Jahrhundert-Handballer Magnus Wislander treten.

Von Eric Dobias, dpa

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