Gehen optimistisch in das WM-Halbfinale gegen Frankreich: Schwedens Handball-Nationalspieler. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Mohamed Abd El Ghany/Pool Reuters/dpa)

Bundestrainer Alfred Gislason wird vor dem Fernseher ganz genau hinschauen, wenn sich Schwedens Handballer ein Jahr nach dem EM-Trauma den Traum von der ersten WM-Medaille seit Silber 2001 erfüllen wollen.

Wie im Endspiel vor 20 Jahren treffen die Skandinavier, die in sechs Wochen einer von drei deutschen Gegnern in der Olympia-Qualifikation sind, im Halbfinale am 29. Januar (17.30 Uhr) in Kairo auf Rekordchampion Frankreich. «Es ist wunderbar, wenn es so besondere Zeiten gibt», sagte Torwart Andreas Palicka vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen über den sportlichen Höhenflug.

Die Euphorie im Drei-Kronen-Team ist groß, stand man doch letztmals vor zehn Jahren im eigenen Land in einem WM-Halbfinale. Als Vierter gingen die Schweden damals genauso leer aus wie im Vorjahr bei der Heim-EM, als der sechsmalige Europameister und Rekord-Titelträger in der Hauptrunde kläglich scheiterte.

Entsprechend gering waren die Erwartungen in der Öffentlichkeit vor den Titelkämpfen in Ägypten. Doch die Mannschaft von Trainer Glenn Solberg trumpfte überzeugend auf und blieb im bisherigen Turnierverlauf ungeschlagen. «Ich habe keine Worte dafür. Es fühlt sich unwirklich an», sagte Rückraumschütze Lucas Pellas nach dem souveränen 35:23-Sieg im Viertelfinale gegen Katar und kündigte trotzig an: «Wir wollen alle Kritiker widerlegen.»

Großen Anteil an der sportlichen Renaissance hat Torwart Palicka. Der 34-Jährige, der von 2008 bis 2015 beim THW Kiel und seit 2016 bei den Löwen aus Mannheim sein Geld in der Bundesliga verdient, präsentiert sich bei der Endrunde in Topform und ist der große Rückhalt der jungen Mannschaft. «Ich erlebe gerade meine beste Zeit auf dem Parkett», sagte Palicka. «Ich bekomme verdammt viel Motivation und Energie von den Jungs.»

Das Team um Regisseur Jim Gottfridsson vom deutschen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt kämpft in Ägypten auch gegen die Erinnerungen an die großen Erfolge der Vergangenheit – und will endlich seine eigene Geschichte schreiben. Zwischen 1986 und 2002 standen die Schweden mit Ausnahme von Olympia 1988 bei allen großen Turnieren unter den besten Vier und gewannen sechs Gold-, fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Berühmte Namen wie Magnus Wislander, der zum Welt-Handballer des 20. Jahrhunderts gekürt wurde, Staffan Olsson oder Ola Lindgren prägten die goldene Ära. Keine andere Nation war im Welt-Handball über einen solch langen Zeitraum konstant so erfolgreich wie Schweden – nicht einmal der sechsmalige Weltmeister Frankreich. Die Auswahl der Grande Nation ist für Palicka & Co. nun das letzte Hindernis auf dem Weg zur erhofften Medaille, die bei einem Sieg schon vor dem Finale gegen den Gewinner des Duells zwischen Titelverteidiger Dänemark und Europameister Spanien sicher wäre.

«Frankreich gehört zu den drei besten Mannschaften der Welt mit vielen hervorragenden Spielern, und es wird sehr schwer sein, gegen sie zu spielen», sagte Schweden-Trainer Solberg. «Aber wir wissen, dass wir auch ein gutes Team sind. Wir sind sehr stolz auf die Leistung und die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Also werden wir versuchen, uns gut vorzubereiten und hoffentlich zu gewinnen.»

Von Eric Dobias, dpa

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