Nach der Niederlage gegen Dänemark wollen Deutschlands Handballerinnen gegen Schweden wieder über einen Sieg lachen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Claus Fisker/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa)

Trotz der ersten WM-Niederlage strahlten Deutschlands Handballerinnen um die Wette. Beschwingt von einem überzeugenden Auftritt gegen Dänemark schlurfte die DHB-Spielerinnen mit einem breiten Grinsen und in Badeschlappen durch die Interviewzone. Von einem WM-Dämpfer wollte nach dem respektablen 28:30 gegen dem EM-Zweiten niemand etwas wissen – im Gegenteil. 

Der Glaube an die erste WM-Medaille seit 16 Jahren ist größer als jemals zuvor. «Wir nehmen keine Negativität mit ins Viertelfinale gegen Schweden. Die Gier ist riesig», sagte Rückraumspielerin Xenia Smits und wollte am liebsten sofort loslegen. «Die Nacht bräuchte ich vielleicht noch zum Regenerieren, aber dann könnte es losgehen.»

60 Minuten ausgebuht

Nach dem vorzeitigen Vorstoß ins Viertelfinale und einer Partie auf Augenhöhe gegen Titelanwärter Dänemark strotzt die DHB-Auswahl nur so vor Selbstvertrauen. Keine Spur von Angst vor dem Duell mit den Schwedinnen am Mittwoch (17.30 Uhr/Sportdeutschland.tv). «Wir haben gegen eine buhende Arena 60 Minuten top mitgehalten, da brauchen wir keine Angst zu haben, was sonst noch kommt», sagte Co-Kapitänin Emily Bölk angriffslustig. 

Noch auf dem Parkett hatte sich der deutsche Kader am Montagabend auf den Härtetest gegen die Skandinavierinnen eingeschworen. Arm in Arm bildeten Alina Grijseels und Co. einen Kreis und schlugen die Fäuste aneinander. Die klare Botschaft an die Konkurrenz: Deutschland hält zusammen, kämpft und glaubt an den WM-Coup.

«Es ist nichts passiert»

«Man muss zur rechten Zeit das richtige Spiel verlieren. Heute ging es um ein gutes Gefühl und es ist nichts passiert. Das war kein Dämpfer, wir spüren Rückenwind», sagte Kreisläuferin Julia Behnke. Dass Deutschland den Gruppensieg verpasst hatte und so den starken Schwedinnen im Viertelfinale nicht aus dem Weg gehen konnte, schien die 30-Jährige nicht zu beschäftigen. Die Lust auf das Wiedersehen ist groß. 

Für die deutsche Sieben ist es das dritte Duell mit den Nordeuropäerinnen innerhalb weniger Wochen. Unmittelbar vor Turnierstart hatten beide Teams zwei Testspiele gegeneinander bestritten und jeweils einmal gewonnen. «Schweden war in den vergangenen Jahren immer ein bisschen vor uns, aber wir sind fit. Wir können das Tempo gehen und auch eine aggressive Defensive stellen», befand Bölk.

Jeder Fünfte in Deutschland verfolgt WM

Die Tatsache, dass das Spiel erneut nur beim kostenpflichtigen Internet-Sender Sportdeutschland.TV zu sehen ist, konnte Bölks Vorfreude nicht trüben. Einer Umfrage zufolge verfolgt jede fünfte Person in Deutschland den Saisonhöhepunkt des DHB-Teams. 22 Prozent sehen sich nach einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov die Spielzusammenfassungen im TV sowie die Ergebnisse der Spiele (jeweils 11 Prozent) an. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) interessieren sich nicht für das Turnier.

«Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn die Spiele flächendeckend großspurig gezeigt würden. Die öffentlich-rechtlichen (Sender) wären da die optimale Option für uns. Aber natürlich wäre es für uns schon hilfreich, wenn es im normalen TV irgendwo zu sehen wäre», sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. 

Zu viele Zwei-Minuten-Strafen

Dass Deutschlands Handballerinnen so selbstsicher auftreten wie seit Jahren nicht mehr, bekommt also nur ein Bruchteil mit. Gaugisch sprach von einer neuen «Killer-Mentalität», Linksaußen Antje Döll lobte «die Ruhe und Souveränität, mit Drucksituationen umzugehen» und Bölk erklärte: «Unser Anspruch an das Training und an unsere Leistung hat sich verändert. Viele spielen mittlerweile bei internationalen Top-Clubs. Sich mit den Besten Europas zu messen, ist für viele keine Besonderheit mehr, sondern tägliches Geschäft.»

Um gegen Schweden zu bestehen, muss das DHB-Team kleinere Fehler aus dem Dänemark-Spiel ausmerzen. «Wir müssen in der Abwehr cleverer agieren. Wir kriegen zu viele Zwei-Minuten-Strafen. Vorn nehmen wir ein, zwei Abschlüsse zu schnell», analysierte Grijseels und appellierte an ihre Teamkolleginnen: «Wenn wir den Schritt in die Top-vier-Nationen gehen wollen, müssen wir so eine Mannschaft wie Schweden schlagen – also Vollgas!».

Von Jordan Raza, dpa

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