Musste einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen; Jaron Siewert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Vier Wochen zwischen Bangen und Hoffen haben das Weltbild von Füchse-Trainer Jaron Siewert eindrucksvoll geprägt.

«An allererster Stelle bin ich natürlich froh, an der Seitenlinie stehen zu dürfen, so wie davor die Jahre. Und das Hobby, was ich aus vollster Begeisterung mache, wieder ausleben zu können», sagte der 29-Jährige. Am 11. August vergangenen Jahres hatte er ein einschneidendes Erlebnis: Der junge Trainer erlitt beim Training einen Schlaganfall. Das veränderte vieles. 

Es folgten eine Operation und die Ungewissheit, wie es weitergehen würde. In dieser schwierigen Auszeit vertrat Manager Bob Hanning den Chefcoach. «Ich habe überlegt, was ist das Beste für ihn und wie kann man ihm bestmöglich helfen. Davon waren alle Entscheidungen geprägt, von der Ärzte-Auswahl bis hin zu der Situation, dass ich ihn so lange vertrete, bis er wieder gesund ist», sagte Hanning.

Heilung schneller als erwartet

Die Heilung schritt schneller als erwartet voran. Am 10. September stand der jüngste Trainer der Handball-Bundesliga wieder an der Seitenlinie und führte sein Team bis zum Ende der Hinrunde an die Tabellenspitze. Heute ist er völlig genesen, er muss nur regelmäßig Medikamente nehmen. «Ich bin froh, dass ich den schweren Schicksalsschlag überstanden habe ohne wirkliche Nachwirkungen», sagte Siewert

Dabei half ihm die Fürsorge von Hanning sowie Füchse-Vorstand Stefan Kretzschmar, wie er betont. «Ein Beweis, dass hier nicht nur der Erfolg großgeschrieben wird, sondern auch wirklich die zwischenmenschlichen Dinge wichtig sind. Es ist natürlich ein Riesenvertrauensbeweis», sagte Siewert. Ein Beweis, der die Club-Verantwortlichen sogar noch mehr zusammengeschweißt hat.

Mental hat der Schlaganfall aber Spuren hinterlassen. Dieser habe ihm vor Augen geführt, dass es schnell vorbei sein könne, sagte Siewert. Deshalb versucht er nun, viele Dinge gelassener zu sehen. «Natürlich ärgere ich mich über Niederlagen genau wie vorher. Aber ich kann sie schneller abhaken, und mich über Positiverlebnisse zu freuen und den Moment zu genießen, gelingt mir seitdem besser. Die Freude an Erfolgen ist einen Ticken größer», berichtete er.

Als Tabellenführer in die Winterpause

Das fällt sicherlich auch leichter, weil der sportliche Erfolg da ist. Zum ersten Mal gingen die Berliner als Tabellenführer der Handball-Bundesliga in die Weltmeisterschaftspause. «Hätte jemand vor einem halben Jahr gesagt, wir sind Erster mit fünf Minuspunkten, hätten wir das schon unterschrieben», sagte Siewert. «Vertreter» Hanning stellt Siewert dabei ein ausgezeichnetes Zeugnis aus: «Ich habe absolutes Vertrauen in seine Arbeit und in das, was er tut. Er macht wirklich einen exzellenten Job.»

Das Wort Meisterschaft will der Füchse-Trainer, der drei Spieler von Weltmeister Dänemark in seinem Kader hat, aber noch nicht in den Mund nehmen. «Wenn wir vor dem letzten Spieltag in der Situation sind, um die Meisterschaft zu spielen. Dann bin ich auch bereit darüber zu sprechen – vorher wäre es ein bisschen vermessen. So gilt nur Spieltag für Spieltag. Da kann so viel passieren und es ist alles so dicht beieinander.» Was für Siewert auch im vergangenen August und September galt.

Von Nicolas Sowa

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