Deutschlands Torwart Joel Birlehm machte gegen Serbien ein starkes Spiel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Im Anschluss an seinen überragenden Auftritt gab sich Joel Birlehm genauso abgeklärt wie auf dem Spielfeld. Ohne große Emotionen sprach der Torwart der deutschen Handballer über das 34:33 (19:17) gegen Serbien.

Überschwang und Dauergrinsen? Fehlanzeige. Stattdessen freute sich der 25-Jährige auf das abendliche Kartenspiel mit den Teamkollegen. Kurz zuvor hatte er der DHB-Auswahl mit ausgezeichneten Paraden den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde der Weltmeisterschaft gesichert. 

«Die letzten zehn Minuten von Joel Birlehm haben dieses Spiel am Ende entschieden», sagte Bundestrainer Alfred Gislason im polnischen Kattowitz. Birlehms Torwart-Kollege Andreas Wolff schwärmte von einer «tollen Partie» seines Partners. Rückraumspieler Philipp Weber freute sich darüber, «wie er heute das Tor zugenagelt hat.» Und Birlehm selbst? Der äußerte sich zurückhaltend. «Jetzt gibt es Essen und dann spielen wir noch eine Runde Karten» sagte der Keeper des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. «Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Es hat Spaß gemacht. Ich würde aber nicht sagen, dass ich die Mannschaft gerettet habe. Ich spiele ja nicht alleine. Das ist keine One-Man-Show.»

Birlehms Paraden sichern DHB-Team den Sieg

Fakt ist allerdings: Ohne Birlehms Paraden hätte die DHB-Auswahl den Nervenkrimi gegen die starken Serben nicht gewonnen. Die Chancenverwertung stimmte zwar über das gesamte Spiel. Dafür offenbarte das deutsche Team diesmal ungewohnte Schwächen in der Abwehr. So kam Serbien am Ende nochmal ran. Fast hätte der stärkste Vorrundengegner die Deutschen sogar noch eingeholt. Aber nur fast. Eben weil Birlehm nach der Pause aufdrehte. So steht die DHB-Auswahl schon vor dem letzten Gruppenspiel am Dienstag (18.00 Uhr/ZDF) gegen Algerien in der nächsten Turnierphase. 

«Wir wussten um die Wichtigkeit dieses Spiels und was das für unsere Ausgangslage bedeutet. Deshalb bin ich sehr glücklich, gegen eine sehr starke serbische Mannschaft zu gewinnen», schwärmte Gislason in der ARD und lobte Keeper Birlehm. «Er war wirklich überragend. Gerade in der Schlussphase hat er seine Stärken gezeigt.» Linksaußen Lukas Mertens mit sieben Toren und Kapitän Johannes Golla (6) waren beste Werfer der Mannschaft von Gislason.

Lob von den Mannschaftskollegen

Aber auch Golla machte Torhüter Birlehm als entscheidenden Faktor für den Sieg aus. «Ich glaube schon, dass Joel das Spiel für uns in den letzten 15 Minuten gewinnt, weil er ein paar freie hält», sagte der Kapitän. Dabei hatte es am Sonntagabend zunächst gar nicht nach einer starken Torhüterleistung ausgesehen. Anders als beim Auftaktsieg (31:27) gegen Katar fand Wolff diesmal nicht ins Spiel, was allerdings auch an den extrem platzierten Würfen der Serben lag. Fünf Minuten vor der Pause schickte Gislason erstmals Birlehm auf die Platte. Auch der junge Torhüter hatte zunächst Schwierigkeiten. Doch er steigerte sich im Verlauf der zweiten Halbzeit deutlich. 

«Er hat eine Weile gebraucht, die Abwehr war ein bisschen löchrig», sagte Gislason. «Aber wenn er sein Selbstvertrauen hat, ist er ein überragender Torhüter. Er hat sich danach immer weiter reingesteigert und letztendlich eine super Viertelstunde gespielt.» Wolff dagegen spielte diesmal nur eine Nebenrolle, freute sich aber vom Seitenrand für seinen Kollegen. Was aber neben der persönlichen Harmonie das viel wichtigere Signal an die Mannschaftskollegen war: dass auf beide Torhüter in kritischen Spielsituationen Verlass ist. Ein starkes Gespann könnte der Schlüssel für ein aus deutscher Sicht langes Turnier in Polen und Schweden sein. 

Birlehm betonte am Ende die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Wolff, der zuletzt mit Wadenproblemen zu kämpfen hatte. «Natürlich ist es einfacher, wenn man mit einem Torhüter wie Andi Wolff das Gespann bildet. Das ist viel, viel weniger Druck», sagte er. «Wir machen weiter wie bisher auch. Wir haben jetzt zwei Siege, aber wir können uns nicht auf die faule Haut legen.»

Nils Bastek und Eric Dobias, dpa

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